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Professor Emmanuelle Charpentier Receives Aachen Engineering Award

Professorin Emmanuelle Charpentier erhält im Aachener Rathaus den Aachener Ingenieurpreis 2018. (Foto: Andreas Schmitter)


Viel Applaus und höchste Anerkennung gab es am 7. September 2018 für Professorin Emmanuelle Charpentier, Ph.D., im Krönungssaal des Aachener Rathauses. Die Wissenschaftlerin wurde von der RWTH Aachen und von der Stadt Aachen mit dem „Aachener Ingenieurpreis 2018“ ausgezeichnet.

„Emmanuelle Charpentier steht für eine der bahnbrechendsten wissenschaftlichen Entdeckungen der jüngeren Vergangenheit“, sagte RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger. Als Miterfinderin der Gen-Schere CRISPR-Cas9 (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) hat sie ein genetisches Werkzeug entwickelt, welches unter anderem die Behandlung von genetischen Defekten und schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs greifbar macht. Rüdiger weiter über die französische Mikrobiologin: „Unsere Preisträgerin hat eine biochemische Methode beschrieben, um die DNA gezielt zu schneiden und zu verändern. Diese Methode verändert die Lebenswissenschaften von Grund auf, da sie im Gegensatz zu anderen Ansätzen günstiger, schneller und einfacher ist.“ Mit ihrer Forschungsarbeit schlage die Mikrobiologin eine Brücke von der Biotechnologie zu den Ingenieurwissenschaften. Die Biotechnologie entwickele sich zu einer der zukunftsweisenden Wissenschaftsdisziplinen.

Im festlichen Verleihungsakt überreichten Rektor Professor Ulrich Rüdiger und Oberbürgermeister Marcel Philipp den Aachener Ingenieurpreis. Am morgigen Samstag, 8. September, wird Professor Charpentier die Keynote Speech beim Graduiertenfest der RWTH Aachen halten – vor rund 5000 Teilnehmern im Dressurstadion in der Aachener Soers.

Neugierig sein, hart arbeiten

In ihrer Dankadresse im Aachener Rathaus berichtete Preisträgerin Charpentier über ihre Arbeit: „Der Alltag des Wissenschaftlers ist es, neugierig zu sein und zu bleiben und dabei hart zu arbeiten und produktiv zu sein. Mikrobiologie ähnelt den Ingenieurwissenschaften in ihren Methoden sehr.“ Und sie setzte fort: „Deutschland hat eine führende Position im Ingenieurwesen, und ich arbeite sehr gerne in Deutschland, weil ich hier ideale Bedingungen für die Forschung an CRISPR-Cas9 vorfinde.“ Es gelte für ihr Forschungsthema wie für alle anderen wissenschaftlichen Themen, „dass wir verantwortungsbewusst mit unseren Entwicklungen und Entdeckungen umgehen“.

„Ingenieurinnen und Ingenieure erweitern mit ihren Entwicklungen unsere Möglichkeiten und Handlungsspielräume", sagte Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp zur Bedeutung des Ingenieurpreises. Das gelte für den privaten Bereich, aber auch für die Wirtschaft. „Sie machen unseren Standort Deutschland, aber auch im Besonderen unseren Standort Aachen, zum gefragten Ort von Innovationen.“ Es sei von daher naheliegend, gerade in Aachen einen Preis für herausragende Ingenieurpersönlichkeiten und -leistungen zu vergeben.

Großes Vorbild

NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen würdigte die herausragende Forschungsarbeit von Emmanuelle Charpentier und sagte mit persönlichen Worten: „Sie sind mit Ihrer Arbeit und Ihrem Auftreten ein großes Vorbild für Studierende und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.“

In seiner Laudatio auf Charpentier zeichnete Dr. Peter Eckes (Präsident der Bioscience Research, BASF Plant Science) die Karriere der Preisträgerin nach, er würdigte die wissenschaftliche Leistung und legte großen Wert darauf, „dass Emmanuelle Charpentier neue Horizonte in ihrer Disziplin eröffnet hat“. Viel Resonanz fand Eckes mit dem Vergleich, dass Emmanuelle Charpentier „eine Art Cristiano Ronaldo der Biowissenschaften“ sei.

Dass in ihrer Forschung naturwissenschaftliche Erkenntnisse auch im ingenieurwissenschaftlichen Sinne angewandt werden, stellte der Vorsitzende des Beirats des Aachener Ingenieurpreises, der Präsident des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), Professor Udo Ungeheuer, heraus: „Die Entscheidung, Frau Professorin Charpentier mit dem Aachener Ingenieurpreis auszuzeichnen, ist damit auch ein Signal, dass das interdisziplinäre Zusammenwirken von verschiedenen Fachbereichen ein selbstverständlicher Bestandteil unserer Ingenieurtätigkeit und der Ingenieurwissenschaften ist.“ Ihre Arbeit als Genetikerin habe dabei durchaus auch den Charakter der Ingenieurskunst. „Mikrobiologen sind Ingenieure mit genetischen Werkzeugen“, sagte Ungeheuer.

Zur Person

Emmanuelle Charpentier hat Biologie, Mikrobiologie und Genetik an der Universität Pierre et Marie Curie und am renommierten Institut Pasteur in Paris studiert, wo sie auch promovierte. Im Anschluss forschte sie in New York und Memphis und kehrte 2002 als Associate Professorin an der Universität Wien zurück nach Europa. Sie habilitierte in Mikrobiologie, wechselte nach Umeå in Schweden, war 2013 bis 2015 Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover und leitete die Abteilung Regulation in Infection Biology am Helmholtz-Zentrum für Infektionsbiologie in Braunschweig. Seit 2015 ist sie Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und Gründungsdirektorin der sich aktuell im Aufbau befindenden Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene. Zudem wurde ihr 2014 eine Alexander von Humboldt-Professur an der Medizinischen Hochschule Hannover verliehen.